Von Müllheim nach Cambridge & wieder zurück – Wie Cihan seine Vision einer Shisha-Bar umsetzte
Maxim Melzer / 3 Minuten Lesezeit
Cihan Egin ist stolzer Besitzer zweier Shisha-Bars in Müllheim. Mit dem „Steampipe“ und dem „Roots“ bringt er Innovation und großstädtischen Flair mitten aufs Ländle. Und das, obwohl er anfangs nichts mit dem Shisha-Rauchen zu tun hatte.

„Irgendwie aus der Reihe tanzen“
„Die Menschen kommen zu uns und sind begeistert diesen Großstadtflair mitten in der Provinz zu erleben“ – Cihan Egin wollte genau das mit seiner Shisha-Bar „Steampipe“ mitten im Müllheimer Industriegebiet erreichen: „Viele denken sie wären eher in Hamburg oder Stuttgart und nicht in einer Kleinstadt in der Nähe von Freiburg.“
Eröffnet wurde die Bar 2017. Die Idee hat er aber schon länger mit sich herum getragen. Cihans Vater besaß die Lagerhalle in der man heute Shisha-Rauchen kann. Bevor er sie an jemand anderen vermietet, wollte er sie lieber seinem Sohn überlassen. Schon vor der Eröffnung machte sich der Vater einer kleinen Tochter viele Gedanken: „Ich wollte mich abheben, irgendwie aus der Reihe tanzen – Das hat ganz gut funktioniert.“

„Unser Stil macht unser Publikum aus“
Cihan ist gebürtiger Müllheimer. Nach seinem Abitur hat er International Business in Freiburg und Cambridge studiert. In England machte er dann schließlich auch seinen Bachelor. Nach Praktika in Manchester, Istanbul und auf Zypern arbeitete er bei verschiedenen Unternehmen, hauptsächlich im Vertrieb. Schon damals habe er eine gewisse Affinität zum Eventmanagement gespürt, erzählt er. Als sein Vater dann auf ihn zukam, um ihm einen Teil der Lagerhalle anzubieten, überlegte Cihan trotzdem lange: „Ich habe Business-Pläne erstellt und viel rumgeforscht. Die Idee eine Shisha-Bar aufzumachen, entstand dann gar nicht aus Leidenschaft. Da standen monetäre Interessen im Vordergrund. Ich kann mich noch dran erinnern, wie ich allein nach Dortmund auf eine Shisha-Messe gefahren bin und die Händler ausgefragt hab´ – Die dachten ich wär verrückt! Von Anfang an war mir aber eins klar: Irgendwie will ich mich von der Masse an Shisha-Bars abheben, was anders machen.“
Gesagt, Getan: Der Müllheimer nahm das Angebot seines Vaters an und machte sich ans Werk: „Dann habe ich einen Innenarchitekten aus der Türkei angerufen. Ich habe ihm erzählt was Sache ist und dass ich mir einen zur Lage passenden rustikalen Flair wünsche. Über E-Mail und WhatsApp haben wir dann zusammen die Einrichtung geplant. Später wurden die Möbel aus der Türkei mit dem LKW hergebracht, zusammen mit einem Mitarbeiter des Architekten, der vor Ort den Einbau überwachte.“ Auf die Frage ob das anfangs nicht ein großer finanzieller Aufwand war antwortet er: „Ich pfeif lieber auf die paar schnellen Pfennig und verdiene dann auf lange Sicht mehr.“ – Das hat sich ausgezahlt.

Der unverwechselbare Stil der im Steampipe herrscht, schlug ein wie eine Bombe. Nach einer Woche war der Laden Abend für Abend voll. Die zehn Pfeifen die Cihan anfangs gekauft hatte, mussten nach acht Tagen um 40 Stück erweitert werden. Die Pfeifen müssen einheitlich sein, auch das gehört zum Stil: „Wir wollen eine gesunde professionelle Distanz zu unseren Kunden wahren. Bei uns geht niemand hinter die Bar und nimmt sich einfach mal was, nur weil er den Chef kennt. Und wenn du die Füße auf den Tisch legst, bitten wir dich sie runter zu nehmen. In einem Restaurant macht das ja auch keiner.“
Zu dieser Philosophie gehört auch das Trainingsanzug-, Badelatschen- und Jogginghosenverbot im Steampipe: „Zu unserem Stil gehört einfach auch eine gewisse Kleidung. Wir wollen diesen Stil beibehalten, er macht unser Publikum aus.“ Das Verbot sei zu großen Teilen positiv aufgenommen worden, meint er.
Der Erfolg der Bar ließ eine zweite im anderen Teil der Halle entstehen. Jeden Abend musste Cihan Leute weg schicken, das hat ihm leid getan. Also machte er neben dem Steampipe das „Roots“ auf. Wie der große Bruder hat auch das Roots ein Konzept: „Wir wollten einen krassen Gegensatz zum Steampipe. Also dachten wir uns wir machen was naturverbundenes.“ Im Roots findet man viel Holz, es ist nicht so laut wie drüben, auch die Musik ist etwas entspannter. So sind Party und Runterkommen nur eine Tür von einander entfernt.
Regelmäßig veranstaltet das mittlerweile 18 köpfige Team Events in der Bar. Es kommen DJ´s, die live auflegen. Ab und zu gibt´s auch live Musik. Bei der Tattoo-Night konnte man sich direkt nach der Pfeife noch ein Tattoo stechen lassen. Im Sommer, wenn die große Terrasse offen hat, findet jährlich die Tanzstelle statt.

„Anfangs wusste ich nicht mal wie man einen Kopf baut“
„Es ist schon verrückt, wie schnell das alles gewachsen ist, mittlerweile bedienen wir im Sommer wenns voll ist rund 200 Gäste. Das ist schon krass. Wir können´s kaum abwarten jetzt auch wieder zu öffnen“ – Dafür hat Cihan zusammen mit einem Programmierer ein eigenes Projekt mit digitaler Speise- und Getränkekarte, inklusive Covid-19 Gästeregistrierung entwickelt. Das Projekt heißt „myqards“ und ist ab sofort auch für alle Gastronomen dauerhaft kostenfrei nutzbar. „Von Gastronomen, für Gastronomen“, erzählt er. Damit fällt das nervige Zettel schreiben weg.
Aus dem Kerl, der eine Shisha-Bar eigentlich nur aus wirtschaftlicher Sicht aufgemacht hat, ist mittlerweile ein großer Liebhaber geworden: „Anfangs wusste ich noch nicht einmal wie man einen Kopf baut. Da hat mir ein Kolleg´ ausgeholfen.“ Jetzt raucht er auf alle Fälle eine Shisha am Tag: „Die eine Stunde am Tag gönn ich mir. Einfach ne geile Pfeife und den Kopf frei kriegen. Irgendwie ist Shisha-Rauchen für mich mittlerweile ein moderner Gentlemans-Club. So stell ich mir auch mein perfektes Raucherlebnis vor: Gute Freunde, ein geiles Köpfchen. Die Shisha muss mindestens genauso qualitativ sein, wie die Gespräche, dann ist´s perfekt.“
